Ein abgefahrener Trip durch Blut, Liebe und Plastikwahn

Lese ich das … oder sehe ich das?

Comics sind ein seltsames Medium. Oder besser: ein besonderes. Liest man sie eigentlich – oder sieht man sie? Vielleicht tut man beides. Vielleicht liegt genau darin ihre Magie: Man durchwandert Bild für Bild, Panel für Panel – und fühlt sich am Ende nicht nur als Leserin oder Leser, sondern als Mitreisende*r durch einen gezeichneten Albtraum. Und Plastic von Doug Wagner ist genau das: ein wahnsinnig intensiver, zutiefst verstörender, und gleichzeitig faszinierend unterhaltsamer Comic – wie eine Achterbahnfahrt durch die Abgründe eines kranken, aber irgendwo auch liebevollen Geistes.

Mein erster Comic seit Jahren – und was für einer

Es war mein erster Comic seit einer gefühlten Ewigkeit. Und selten hat mich ein Werk dieses Formats so schnell eingefangen. Vielleicht, weil es gar nicht so sehr darauf aus ist, „nett“ zu sein. Plastic geht dorthin, wo es wehtut. Es ist wild. Überdreht. Blutig. Und seltsam schön. Genau das, was ich mir von einem Comic gewünscht habe – ohne, dass ich vorher genau wusste, was das eigentlich war.

Klar erzählt – und trotzdem komplett irre

Die Handlung ist, trotz aller Skurrilität, erstaunlich klar: Ein Ex-Serienkiller auf der Suche nach seiner entführten… Freundin – die aus Plastik ist. Klingt bizarr? Ist es auch. Aber Doug Wagner schafft es, diese groteske Geschichte so zu erzählen, dass man nicht wegsieht. Nicht weghören. Nicht weglesen kann. Die Gewalt ist überzogen, aber nie sinnlos. Die Liebe echt, auch wenn sie absurd scheint. Und die Zeichnungen? Faszinierend detailreich, ausdrucksstark, mit perfektem Rhythmus zwischen Ruhe und Wahnsinn.

Kurzweilig, aber wirkungsvoll

Ja, Plastic ist kein Epos. Kein dickes Graphic-Novel-Meisterwerk mit tiefem Subtext und Metaebene auf Metaebene. Und doch hat es mich genau da abgeholt, wo es sollte: Es hat unterhalten, schockiert, verwirrt, fasziniert. Und irgendwie auch gerührt – auf eine ganz seltsame Art.

Ein abgedrehter Geheimtipp

Plastic ist nichts für schwache Nerven, aber ein Geheimtipp für alle, die Comics mal wieder anders erleben wollen. Kein Superheldenkram, kein Standard-Plot, sondern etwas Eigenes. Düster, witzig, brutal – und dabei verdammt stilsicher.


📚 Buchverstand sagt: Lies es – wenn du offen bist für das Abseitige. Wenn du Comics vermisst hast, die dich mit einem leichten Ekelgrinsen zurücklassen. Plastic ist krank. Komisch. Kunstvoll. Und definitiv ein Erlebnis. ★★★★★

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